Universeller Ratgeber WIG Schweißen
Das WIG-Schweißverfahren erfreut sich aufgrund seiner zahlreichen Vorzüge in der heutigen industriellen Fertigung großer Beliebtheit. Nachstehender Fachartikel versorgt Sie mit detaillierten Informationen über diese vielseitige Schweißtechnik.
Was versteht man unter WIG-Schweißen?
Das
als Schutzgasschweißverfahren zum Schmelzschweißen zählende
WIG-Schweißen (WIG = Wolfram-Inertgas), auch Arcatom-Schweißen genannt,
hat seinen Ursprung in den USA, wo es in den 1930er-Jahren unter dem
Namen Argonarc-Schweißen bekannt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg
verbreitete sich diese Schweißmethode auch in Deutschland und wurde
fester Bestandteil einheimischer Schweißtechnik. Beim WIG-Schweißen wird
zwischen Wechselstrom- und Gleichstromschweißen unterschieden. Das
Gleichstromschweißen, durch Verwendung einer negativ
gepolten
Elektrode gekennzeichnet, wird vorwiegend beim Schweißen von
Stahllegierungen oder NE-Metallen angewendet, während Leichtmetalle wie
Aluminium mittels Wechselstromschweißverfahren (mit positiver Elektrode)
geschweißt werden.
Welche Vorteile bietet das WIG-Schweißen?
Die
Methode ist universell einsetzbar, jedes Metall, welches grundsätzlich
für das Schmelzschweißen geeignet ist, kann mittels WIG-Schweißen gefügt
werden. Als Ergebnis erhält man bei fachgerechter Anwendung solide und
haltbare Schweißverbindungen. Auch entstehen kaum
Schweißspritzer und
die gesundheitliche Belastung durch Schweißrauche ist im Vergleich zu
anderen Fügemethoden als verhältnismäßig gering zu bezeichnen. Ein
weiterer Vorteil dieser Schweißtechnik besteht darin, dass die
Schweißstromstärke von der Zugabe des Schweißzusatzes
unabhängig ist.
Die Stromstärke kann somit individuell auf die durchzuführende
Schweißarbeit abgestimmt und das Schweißadditiv je nach Bedarf ergänzend
hinzugefügt werden. Diese Pluspunkte sind hauptverantwortlich dafür,
dass das WIG-Schweißen heute in Industrie und Handwerk weit
verbreitet ist.
Wie funktioniert das WIG-Schweißen?
Eine
WIG-Schweißanlage besteht aus einer Stromquelle (wahlweise für
Wechselstrom- oder Gleichstromschweißen) sowie einem Schweißbrenner, der
mit mehreren Schläuchen bzw. Anschlüssen für Schweißstromleitung,
Schutzgaszuführung, Steuerung und (teilweise) Hin- und Rückfluss des
Kühlwassers
verbunden ist. Der elektrische Lichtbogen, welcher von dem Werkstück zu
einer Elektrode aus Wolfram hingezogen wird, liefert die für das
WIG-Schweißen notwendige Energie und wird wahlweise durch Hochfrequenz-
oder Kontaktzündung aktiviert.
Kontakt vs. Hochfrequenzzündung - eine Gegenüberstellung
Bei einer Kontaktzündung wird durch das Antippen der Wolframelektrode an das Werkstück ein Kurzschluss erzeugt, welcher den Lichtbogen zwischen Werkstück und Elektrode in Brand setzt. Anders bei der Hochfrequenzzündung. Hier setzt ein spezieller Impulsgenerator die Wolframelektrode unter Hochspannung, was zur Folge hat, dass die Gasmenge, welche sich zwischen Elektrode und Werkstück befindet, ionisiert und der Lichterbogen gezündet wird. Da bei einer hochfrequenten Zündung keine gefährlichen Stromstärken erzeugt werden und überdies nicht die Gefahr besteht, dass nach dem Zündvorgang unerwünschte Wolframpartikel im Schmelzbad zurückbleiben, hat heute die Hochfrequenz-Zündung die Kontaktzündung praktisch völlig verdrängt.
WIG-Schweißen - das Verfahrensprinzip
Vorbereitung
und Auswahl des Schweißzusatzes Beim WIG-Schweißen kommt für gewöhnlich
ein Schweißzusatz in Stabform zum Einsatz. Ist
allerdings
vollmechanisch zu schweißen, so wird das in diesem Fall drahtförmige
Additiv über ein spezielles Vorschubwerk zugeführt. Stimmt der
Schweißzusatz in seiner Zusammensetzung mit dem Grundwerkstoff überein,
spricht man von einem artgleichen Zusatz. Aus bestimmten Gründen kann
allerdings mitunter die Verwendung eines lediglich artähnlichen
Schweißzusatzes erforderlich sein, dessen Inhaltsstoffe vom
Grundwerkstoff abweichen. Weist etwa das zu fügende Werkstück eine
Neigung zu Rissbildungen auf, so ist der Kohlenstoffgehalt der
Schweißung so niedrig wie möglich zu halten, was nur mit einem
artähnlichen Schweißzusatzstoff realisiert werden kann. Schließlich sind
noch die sogenannten artfremden Schweißadditive zu erwähnen, deren
Inhalt zu jenem des Ausgangsmaterials völlig divergent ist. Diese werden
dann eingesetzt, wenn extrem schwer zu schweißende Materialien, wie
etwa C-Stähle, gefügt werden sollen.
Schweißstäbe sind in der Regel in 1.000 Millimeter langen Bünden unterschiedlicher Durchmesser erhältlich. Die jeweils erforderliche Stabdicke ist von den individuellen Anforderungen der Schweißaufgabe (z. B. Beschaffenheit des Werkstoffes, Durchmesser der Elektrode) abhängig.
Bestimmung der Schutzgasmenge
Die erforderliche Menge an Schutzgas wird anhand des pro Minute gemessenen Volumenstroms (Durchflussmenge) ermittelt. Der Volumenstrom steht dabei zu der Größe des Schmelzbades, dem Durchmesser von Elektrode und Gasdüse, der Temperatur der Umgebungsluft, der Entfernung zwischen Düse und Werkstoffoberfläche sowie dem verwendeten Schutzgas in Abhängigkeit. Er wird gemessen, indem der proportional zur Durchflussmenge steigende Druck mittels Manometer erfasst wird. Ist Argon, welches als hoch wirksam gilt, als Schutzgas im Einsatz und beträgt der Durchmesser der Wolframelektrode zwischen einem und vier Millimeter, kann davon ausgegangen werden, dass eine Schutzgasdosis von fünf bis zehn Litern pro Minute für eine ordnungsgemäße Durchführung des Schweißvorganges ausreicht.
Vorbereitung der Werkstückoberfläche
Um
zufriedenstellende Schweißergebnisse zu erzielen, müssen zunächst die
Oberfläche des Werkstücks sowie dessen Fugenflanken mit einer
mittelfeinen Bürste aus nichtrostendem Stahl (um Verunreinigungen des
Werkstoffs durch Rostpartikel zu vermeiden) gründlich gesäubert werden.
Dabei sind sämtliche Schmutz-, Farb-, Fett- und Rostrückstände
erforderlichenfalls unter Einsatz chemischer Lösungsmittel zu
beseitigen, sodass die Oberfläche des Schweißobjekts nach der Reinigung
einen metallischen Glanz ausstrahlt. Auch eventuell vorhandene
Zunderschichten sind
restlos wegzubürsten. Bei Oberflächen aus
Aluminium ist außerdem auf vorhandene Oxidschichten zu achten, die
ebenfalls rückstandsfrei zu entfernen sind. Bringt das Bürsten kein
befriedigendes Resultat, muss zum Schleifbock oder zu anderen
mechanischen Methoden gegriffen werden.
Zündung des Lichtbogens
Schweißbögen
sollten auf dem Werkstück grundsätzlich niemals außerhalb der Fuge des
Werkstoffes, sondern stets am Anfangspunkt der Schweißnaht gezündet
werden. Der erhitzte Grundwerkstoff an der Zündstelle kühlt nämlich
durch die kalten Metallflächen um ihn herum
ziemlich schnell ab, was
Riss- und Porenbildungen im Schweißstück zur Folge haben kann. Auch die
Zündstelle selbst droht in diesem Fall aufzuschmelzen. Ferner kann eine
Zündung des Lichtbogens an der falschen Stelle dazu führen, dass
Wolframpartikel aus der Elektrode in das zu schweißende Werkstück
gelangen.
Das WIG-Impulsschweißen
Das Schweißen mit pulsierendem Strom stellt eine Weiterentwicklung der WIG-Schweißtechnik dar und beruht im Prinzip auf variablen Grund- und Impulsschweißströmen, welche einen unterschiedlichen Wärmeinput während des WG-Impulsschweißens ermöglichen. Dabei pulsiert der durch einen sogenannten Schweißinverter (spezielle Schweißanlage) erzeugte Schweißstrom zwischen einem Impuls- und einem Grundstrom, wobei Impulsfrequenz, -breite und -höhe frei wählbar sind. Das Verfahren ermöglicht durch seine individuell dosierbare Wärmezufuhr eine wirksame Überbrückung von Spalten und bringt speziell beim Wurzelschweißen gute Schweißergebnisse.