Autogenschweißen allgemeine Einführung
Das Schweißen in Autogentechnik gehört zur Gruppe der Schmelzschweißverfahren. Es ist eines der ältesten Schweißverfahren. Seine Nutzung geht zurück, da die Wirtschaftlichkeit gering ist. Ausgenommen hiervon ist das Trennschneiden, was vor allem bei größeren Blechdicken nach wie vor eine enorme Bedeutung hat. Das Verfahren hat Vorteile beim Schweißen in Zwangslagen, zum Beispiel im Rohrleitungsbau. Die Schweißflamme ist leicht anhand ihrer Form einstellbar. Spalte an der Fügestelle können gut überbrückt werden und der Anspruch an die Nahtvorbereitung ist gering. Nachteilig ist, dass der Umgebung viel Sauerstoff entzogen wird. Das kann in engen Räumen zu Problemen mit der Atemluft für den Schweißer führen.
Verfahrensprinzip
Beim
Autogenschweißen wird das Material an der Schweißfuge mit einer
Gasflamme bis zum Schmelzpunkt erhitzt. Schweißdraht wird zugeführt und
ebenfalls mit der Flamme zum Schmelzen gebracht. Das geschmolzene
Material erstarrt zur Schweißnaht und bildet eine feste Verbindung
zwischen
den zu schweißenden Teilen. Die Position und die Bewegungsrichtung des
Schweißbrenners im Verhältnis zu Schweißbad und fertiger Schweißnaht
bestimmen die Arbeitstechnik. Beim Nachrechtsschweißen von Rechtshändern
wird der Brenner nach rechts bewegt. Die Flamme zeigt entgegen der
Schweißrichtung. Der Schweißstab wird über der fertigen Naht gehalten
und in ovalen Bewegungen im Schweißbad geführt. Beim Nachlinksschweißen
wird der Schweißbrenner über der Naht gehalten und nach links bewegt.
Die Flamme zeigt in Schweißrichtung. Der Schweißstab wird über der
offenen Fuge gehalten und tupfend bewegt. Der Brenner folgt dieser
tupfenden Bewegung. Das Nachrechtsschweißen
eignet sich für Schweißnähte an Stahlblech mit mehr als 3 mm Dicke. Das Nachlinksschweißen wird bei dünneren Blechen eingesetzt.
Schweißbrenner für das Autogenschweißen
Beim
Schweißen in Autogentechnik führt der Schweißer die Flamme des
Schweißbrenners und steuert damit das Schmelzbad. Im Schweißbrenner
werden Sauerstoff und Brenngase miteinander gemischt. Sie verbrennen an
der Austrittsdüse des Brenners mit hoher Temperatur. Die Flamme kann
scharf begrenzt eingestellt werden.
Schweißeinsätze für das Autogenschweißen
Es gibt verschiedene Schweißeinsätze, um den Brenner auf unterschiedliche Blechdicken einzustellen. Die Schweißeinsätze werden nach Größe von 1 bis 10 klassifiziert. Aus der Größe des Schweißeinsatzes ergibt sich der Gasbedarf pro Stunde. Bei hohem Gasverbrauch müssen mehrere Gasflaschen angeschlossen werden.
Sicherheit beim Autogenschweißen
Bei
unsachgemäßer Handhabung kann es zu Brand und Zerstörung der
Gasschläuche kommen. Brenner und Armaturen können beschädigt werden. Im
schlechtesten Fall können die Gasflaschen explodieren.
Sicherheitseinrichtungen schützen gegen das Rückströmen der Brenngase
und des
Sauerstoffs und gegen Rückschlag von Flammen. Sie sind
vorgeschrieben, wenn sich die Gasflaschen nicht im Sichtbereich des
Schweißers befinden. Der Schweißer sollte eine Schutzbrille mit
Seitenschutz tragen, um die Augen vor der Einwirkung von
Infrarotstrahlen aus der Flamme und vor Schweißspritzern zu schützen.
Fugen beim Autogenschweißen
Die
Fugen müssen vorbereitet werden, um die Festigkeit der Schweißnaht
sicherzustellen. Der Werkstoff der zu schweißenden Bauteile und die
Blechdicke müssen berücksichtigt werden. Die Qualität und Genauigkeit
der Fugenflächen bestimmen den Fluss der Schmelze in der Fuge. Die
Wirkung der Wärme auf die Bauteile spielt eine wichtige Rolle.
Material für Autogenschweißen
Vor Beginn des Schweißens muss der Schweißer prüfen, ob die Bauteile aus schweißbaren Werkstoffen bestehen. Der Fachbegriff lautet Schweißeignung. Die Schweißeignung hängt vom Material und vom Schweißverfahren ab. Ein Stahl kann für das Schmelzschweißen eine geringe Schweißeignung und für das Widerstandsschweißen eine hohe Schweißeignung aufweisen. Durch das Aufheizen, Schmelzen und Erstarren des Schmelzbades und des umgebenden Materials können Gefügeveränderungen eintreten, die die Festigkeit des Werkstoffes stark verändern. Beim Abkühlen können sich an der Schweißnaht und in ihrer Nähe Risse, Versprödung und Poren bilden.
Schweißstäbe für das Autogenschweißen
Der Zusatzwerkstoff wird in Form von Schweißstäben geliefert. Die Schweißstäbe für die Autogentechnik werden nach Klassen unterschieden. Für die Klassifizierung werden chemische Zusammensetzung, Fließverhalten, Spritzer, Porenneigung und der zu schweißende Werkstoff berücksichtigt. Die zulässige Konstruktionstemperatur und die Schweißposition gehören ebenfalls zu den Auswahlkriterien.
Autogenschweißen - die Gase
Als Brenngase können neben Acetylen Propan, Methan, Wasserstoff und Erdgas genutzt werden. Acetylen hat sich wegen der hohen Flammleistung und der erreichbaren Höchsttemperatur durchgesetzt. Für den Verbrennungsvorgang wird zusätzlich reiner Sauerstoff benötigt. Die Entnahmemenge pro Stunde ist bei den Flaschen begrenzt. Bei hohen Entnahmemengen müssen mehrere Flaschen angeschlossen werden.
Die Flamme beim Autogenschweißen
Das
Mischungsverhältnis der Gase muss am Schweißbrenner richtig eingestellt
werden. Es entscheidet über die Qualität der Schweißnaht. Die richtige
Einstellung kann der Schweißer leicht anhand des Flammbildes finden. Er
achtet auf die Form der Primärflamme. Die Primärflamme ist der
helle
Flammkegel im inneren Bereich der Flamme. Dieser Flammkegel ist scharf
abgesetzt von der restlichen Flamme, wenn das Mischungsverhältnis von
Acetylen und Sauerstoff 1:1,1 ist. Bei diesem Mischungsverhältnis wird
die maximale Flammtemperatur von ca. 3.160 °C erreicht. Der Schweißer
unterscheidet drei Flammbilder (Abbildung 3). Die neutrale Flamme [2]
ist am besten geeignet zum Schweißen von Stahl. Die reduzierende Flamme
[1] wird beim Auftragsschweißen eingesetzt. Für das Schweißen von
Messing ist die oxidierende Flamme [3] von Vorteil.
Normen beim Autogenschweißen
Es
gilt eine Reihe von Normen, die beim Gasschweißen beachtet werden
müssen. Die Fugenformen für das Schweißen in Autogentechnik werden in
der DIN EN ISO 9692 beschrieben. Schweißstäbe sind nach DIN EN 12536
genormt. Gegenstand der DIN EN 287 ist die Prüfung von
Schmelzschweißern. Eine Sicherheitseinrichtung ist nach DIN EN 730-1/ISO
5175 auszuführen. Die EN ISO 18278-1 befasst
sich mit der Schweißeignung von Werkstoffen.